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Im Landkreis Spree-Neiße (Brandenburg) ist der erste Fall von Afrikanischer Schweinepest nachgewiesen worden. Damit grassiert die tödliche Tierseuche nun auch in Deutschland. Zuletzt hatte es noch Fälle in Polen gegeben.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat am Donnerstag in einer Pressekonferenz den ersten positiven ASP-Befund in Deutschland bestätigt. Das Landeslabor Berlin- Brandenburg hatte bereits Mittwoch den Verdacht bei einem Wildschwein-Kadaver festgestellt, der nur wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze im Spree- Neisse-Kreis (Brandenburg) gefunden wurde.
Die virologische Untersuchung einer Probe des Kadavers im nationalen Referenzlabor des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bestätigte nun den Erstverdacht.
Die ASP ist eine anzeigepflichtige Tierkrankheit. Weisen lebende oder tote Wildschweine verdächtige Symptome auf, sollten Jäger diese unverzüglich an das zuständige Veterinäramt melden. Insbesondere sind auch Spaziergänger und Wanderer gebeten tote oder verhaltensauffällige Wildschweine der Jägerschaft oder dem Veterinäramt zu melden! Kreisveterinäramt (Telefon: 04171 – 693 466 - veterinaerdienst@lkharburg.de)
Haus-und Wildschweine sterben nach der Infektion innerhalb einer Woche. Für andere Haus- und Nutztiere sowie für den Menschen ist das Virus ungefährlich. Ein Ausbruch hätte jedoch schwerwiegende wirtschaftliche Folgen: Der internationale Export von Schweinefleisch außerhalb der Europäischen Union würde zum Erliegen kommen, auch nationale Handelsbeschränkungen in der Landwirtschaft wären möglich. Eine intensive Wildschweinjagd ist wichtig, um im Falle eines ASP-Ausbruchs das Risiko einer Ausbreitung zu minimieren.
Im Jahr 2007 wurde das ASP-Virus aus Afrika über den georgischen Schwarzmeerhafen Poti nach Georgien eingeschleppt. Von dort gelangte das Virus entlang der Hauptmagistralen Russlands bis in die baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen. In diesen Staaten kam es seit Anfang 2014 zu einer nahezu flächendeckenden Durch- seuchung der Schwarzwildbestände. Die ASP wurde auch mehrfach in Hausschwei- nebeständen nachgewiesen. Ausgehend von der aktuellen Lage kann auch in diesen drei Ländern von einem endemischen Auf- treten des ASP-Virus gesprochen werden. Ebenfalls 2014 überschritt das ASP-Virus die Grenze von Weißrussland in westliche Gebiete Polens.
Ausgehend von der Ukraine wurde das Virus 2017 nach Tschechien und Rumänien verschleppt. Es gab in der Folge weitere ASP-Ausbrüche in Bulgarien und Ungarn, 2018 überraschend in Belgien und Ende 2019 nur 40 km entfernt von der deutschen Grenze in Polen.
Durch unsachgemäß entsorgte Lebensmittelabfälle ist in vielen Fällen auch der Mensch an der Verbreitung des ASP-Virus beteiligt.
Von daher ist es wichtig zu wissen:
Das ASP-Virus überlebt in der Umwelt:
• bis zu 10 Tage im Schwarzwild- oder Hausschweinkot • bis zu 70 Tage in Blut (Schweiß) bei Raumtemperatur • bis zu 190 Tage an Holz
• bis zu 205 Tage in mit Blut durchtränktem Erdboden • bis zu 18 Monate in gekühltem Blut (Schweiß)
Das ASP-Virus überlebt in Lebensmitteln:
• bis zu 30 Tage in Schweinesalami
• bis zu 15 Wochen in gekühltem Schweinefleisch
• bis zu 6 Monate in konserviertem Schweinfleisch
• bis zu 399 Tage in Parmaschinken
• bis zu 6 Jahre und länger in tiefgefrorenem Schweinefleisch
Das ASP-Virus überlebt Erhitzung:
• bis zu 3 Stunden bei 50 Grad Celcius
• bis zu 70 Minuten bei 56 Grad Celcius • bis zu 20 Minuten bei 60 Grad Celcius
Diese Krankheitszeichen können in unterschiedlicher Ausprägung bei infizierten Tieren auftreten:
– hohes Fieber ab dem dritten bis vierten Tag nach der Infektion (>41°C)
– reduzierte Futteraufnahme bzw. Appetitlosigkeit (Anorexie)
– ab Tag fünf Abmagerung
– Abgeschlagenheit, mitunter verringerte Fluchtbereitschaft
– erhöhte Atemfrequenz
– Diarrhoe (Durchfall)
– Lungenentzündung, Bindehautentzündung
– ab dem achten Tag unsicherer, torkelnder Gang (Ataxie) sowie Schläfrigkeit (Somnolenz)
– Ruderbewegungen, Bewegungsstörungen, Desorientiertheit
– Tod nach sechs bis zehn Tagen bei nahezu 100 Prozent der infizierten Tiere in allen Altersgruppen
Eine weitere zusätzliche Möglichkeit der Meldung ist diese App.
Mit der kostenfreien App für das Tierfund-Kataster (Android und iPhone) können Nutzer jederzeit mobil Daten eingeben. Ver- mehrt auftretendes Fallwild und tot aufgefundene Wildschweine sollten an das Tier- fund-Kataster gemeldet werden, entweder per App oder unter http://bit.ly/DJVTFK.
Die Koordinaten des Schwarzwild-Fundorts werden automatisch an die Universität Kiel übermittelt. Diese informiert im Nachgang das Friedrich-Loeffler-Institut und das zuständige Veterinäramt.